Wie das mit dem Monsta begann

(Kommentare: 2)

Zwei Milchflaschen ins Leben

Am Samstag, den 10. Juni 2006 um ca. 17:30 Uhr erhielt ich einen Anruf auf meinem Handy, dass ich schnell in den Stall kommen soll, weil Senadora ein Fohlen geboren hat. Überraschung pur für mich! Ich bin aus allen Wolken gefallen und war den Tränen nahe. Damit hatte ich nicht im Geringsten gerechnet, zumal ich Sena an diesem Tag noch geritten habe in dem Glauben, sie müsste abnehmen. Dass das dann so schnell geht mit dem Abnehmen, habe ich nicht gedacht.

Ich ins Auto rein und nach Altenmünster (7 km von meinem damaligen Wohnort entfernt) gefahren. Während der Fahrt kamen mir dann doch die Tränen, weil ich so fertig mit der Welt war. Die verschiedensten Gedanken gingen mir durch den Kopf: Wie soll ich drei Pferde finanzieren (hatte doch im Januar Winnie Pooh gekauft)... Wie konnte das passieren... Geht es dem Fohlen gut... was ist mit Sena usw. Im Stall angekommen lag draußen auf dem Paddock ein kleines nasses Irgendwas neben einem grasenden Winnie und einer aufmerksamen Sena. Mein Hufschmied kam und machte Sena erstmal ihre Eisen ab - aus Sicherheitsgründen. Dann trug er das Fohlen in eine Strohbox im Pensionsstall. Ich führte Sena hinterher, die ihr Fohlen nicht aus den Augen ließ. Winnie wollte ich vorerst nicht zu dem Fohlen lassen.

So, das war erstmal geschafft. Aber das Fohlen stand weder auf noch trank es. Nach einer Stunde rief ich den Tierarzt an und er sagte, er müsse schon bald trinken, sonst schaffe er es nicht. Aber nichts tat sich. Das Fohlen schaffte es nicht, aufzustehen. Es sackte immer wieder in sich zusammen und fiel ins Stroh. Bei näherer Betrachtung war es sehr dünn und schwach gebaut. Es wurde Abend und das Fohlen machte keine Versuche mehr, sich überhaupt zu bewegen. Nach 7 Stunden und endlosen Versuchen, das Fohlen ans Euter zu bekommen, holte meine Mutter eine Babyflasche von meinen Nichten. Ich molk Sena und setzte mich ins Stroh zu dem Fohlen. Ich schob den Schnuller in sein Mäulchen und animierte es, zu trinken. Es klappte! Er trank 2 Flaschen am Stück leer. Dann hieß es wieder warten. Nach einiger Zeit machte er wieder Aufstehversuche und schaffte es zum ersten Mal alleine, aus eigener Kraft zu stehen und ans Euter zu kommen. Jetzt war er über'n Berg. Ich bin der Meinung, wenn er die Flaschen nicht getrunken hätte, wäre er heute nicht mehr am Leben.

Das war ein etwas holpriger Start ins Leben für meinen kleinen Santos, wie ich ihn nannte. Er entwickelte sich im Laufe der Zeit prächtig und Sena war eine tolle Mutterstute. Auch mit Winnie verstand er sich sehr gut und die beiden wurden in ihrer gemeinsamen Zeit dicke Freunde. Schon bald konnte er nach draußen und die Freiheit auf der Weide genießen. Was er in den ersten Monaten seines Lebens gleich mal herausfand, war, wie man es aushielt, einen Stromschlag vom Weidezaun zu ertragen und dann geschickt in geduckter Haltung unter ihm hindurch zu schlüpfen. Er schaffte es immer wieder. Sonst war er sehr menschenbezogen und wollte am liebsten immer mit mir kleine Raufspiele anfangen. Aber das überließ ich dann doch Winnie. Er war schon frech, vorwitzig, ungestüm und lebhaft. Ich machte viele verschiedene Fohlenübungen mit ihm. Hufe geben, Halfter dran machen, führen, Bodenarbeit, putzen, sich anbinden lassen, alleine vom Stall weggehen, Hänger fahren auf meine Bergwiese, Scheutraining und sogar als Handpferdchen lief er mit sechs Monaten im Gelände schon mit. Ich wollte eine gute Fohlenerziehung bei ihm erreichen. In Winnie hatte er den perfekten Spielgefährten gefunden. Die beiden tobten nur so über die Weiden und man konnte förmlich zusehen, wie Santos wuchs. Bis er Winnie schließlch eingeholt hatte und er größer war als er. Als er 9 Monate alt wurde, brachte ich ihn auf eine Fohlenweide, auf der er für zwei Jahre leben durfte. Das tat ihm sehr gut. Zu Hause hätte ich ihm das nicht bieten können. Das ganze Sozialverhalten mit den anderen Gleichaltrigen und die Freiheit auf so einer Weide waren unbezahlbare Erfahrungen für ein heranwachsendes Pferd. Ich besuchte ihn oft. Als er als kastrierter 3-jähriger wieder nach Hause in seine Herde kam, war es einfach nur toll, ihn wieder hier zu haben. Winnie erkannte ihn sofort wieder. Sena musste sich erst an ihn gewöhnen. Sie war erst skeptisch und abweisend. Aber das gab sich bald. Mit der Zeit war meine kleine Herde wieder komplett und glücklich vereint. Meine Familie unterstützte mich bei meinen Pferden und so konnten die drei Schätze friedlich miteinander leben. Es war eine schöne Zeit.

Eure Katja
Die folgenden Bilder zeigen Santos Leben von seiner Geburt an, bis zum 3-jährigen Wallach! Das erste Bild zeigt TORNADO, einen reinrassigen Anglo-Araber, der Santos Vater ist!

Santos AM

ist nach seinem Geburtsort "Altenmünster" benannt!

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Kommentar von Carbonracer |

Schon beeindruckend, dass ausgerechnet aus so einem kleinen und zerbrechlichen, kaum überlebensfähigen Fohlen ein so imposanter, athletischer, mental starker Kerl geworden ist. Es muss ein erhebendes Gefühl sein, daran einen nicht unwesentlichen Mitverdienst zu tragen. Sei stolz auf dich und hab das Monsterchen einfach lieb, okay?

Kommentar von Karin |

Hab mir die Geschichte zum Xten Mal durchgelesen, weil sie einfach so berührend ist. Kein Wunder, dass er Menschen-bezogen ist. Schließlich bekam er die ersten Lebensgeister von einem Menschen. Tiere können ja nicht direkt "Danke" sagen, aber indirekt offensichtlich schon. Ich freue mich mit euch allen.