Carbonracer sattelt um

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Mountaintölten

Jetzt wird es endlich mal Zeit, etwas über meinen Mountainbiker zu schreiben. Andi war sehr fleißig, was das Reiten angeht. Immer wenn sein Zeitplan es erlaubte, ging er mit zum Stall und kümmerte sich mit seiner ruhigen und bedächtigen Art (die übrigens sehr gut bei Pferden ankommt) um "seine" Senadora. Sein Lehrpferd. Andreas hat so ca. 10 Mal auf Sena gesessen und hat sie unter meiner Anleitung geritten. Von Anfang an, ich kann mich noch gut an seine erste Reitstunde erinnern, hat er ein wahnsinnig sicheres Balancegefühl gezeigt und keine Probleme gehabt, sich auf die Bewegungen des Pferdes einzustellen. Klar, es war ein neues Gefühl, aber durch das Biken hat Andi das anscheinend schon gut trainiert gehabt. Natürlich ist es für jeden Anfänger erst einmal eine Menge, sich so viele verschiedene Dinge zu merken: Zügel, Sitz, Gewicht, Schenkel, usw. Und das ist ja auch nur das Reiten!

Das Putzen des Pferdes, richtiges Führen, der Umgang allgemein mit den Tier, Hufe auskratzen und überhaupt das Vertrauen zu haben, wenn man noch nie mit Pferden zu tun hatte, ist ja auch sehr wichtig. Aber auch da hat Andi sich gut angestellt, auch wenn er z. B. das Putzen oder Satteln/Trensen nicht so gerne gemacht hat, es aber dann doch als notwendig sah! Ist ja auch ein heilloses Wirrwarr mit der Trense und der richtigen Lage des Sattels. Ein lustiges Beispiel war z. B., dass ich Andi gesagt habe, dass das Halfter immer abkommt, wenn wir die Pferde auf die Weide bringen und er fast jedesmal nur den Strick abmachte und dann schnell hinterhereilte, um noch schnell das Halfter abzumachen.

Ich war wirklich begeistert, wie schnell Andi lernte. Er töltete und trabte mit Sena durch die Halle und erfüllte alle von mir gegebenen Kommandos sehr gut. Leichttraben, Entlastungssitz, Aussitzen, richtige Hilfen für Tölt und Trab und vieles mehr lernte Andi bald. Sowie auch Richtung ändern, Gangartenwechsel, Hufschlagfiguren reiten und das Anhalten von Sena. Na ja, nur mit dem still Stehenbleiben nach dem Anhalten stellte Sena (ihre Gutmütigkeit in allen Ehren, aber auch meine Süße hat ihren eigenen Willen) Andi vor eine Herausforderung. Kaum lässt man nach dem Durchparieren die Zügel etwas nach, will sie schon wieder vorwärts gehen. Aber auch das schafften beide bald ganz gut. Galopp konnten wir leider nicht trainieren, weil Senas Galoppade nicht gut gesprungen ist und sie schnell zum Pass kommt. Das sollte eine neue Trainigseinheit werden - mit Santos. Ja, ganz recht. Er hat ja einen tollen, gut gesprungenen Galopp und Andi hat Santos ja total ins Herz geschlossen. Wenn Santos mal etwas erfahrener ist, werde ich mit ihm und Andi Galopp an der Longe üben.

Gestern war ein ganz besonderer Tag für mich und Andi. Wir hatten das tollste Erlebnis, das wir uns zum Thema Reiten vorstellen konnten. Das, warum Andi eigentlich reiten lernen wollte und was auch unser gemeinsames Ziel mit unseren Pferden ist: Zusammen mit beiden Pferden ausreiten. Wir wagten es einfach. Ich auf Santos und Andi auf Sena. Ich hatte genug Vertrauen, dass Andi Sena im Griff hatte und ich hatte genug Vertrauen, dass ich Santos gut händeln konnte. Und es klappte. Andi töltete und trabte mit Sena und ich trabte mit Santos nebenher. Ich hatte sogar noch Zeit, Andi Anweisungen zu geben. So brav war mein Santos. Und Andreas ritt... als ob er schon Jahre reiten würde. Ein tolles Team war neben mir zu sehen. Ein Team, das Spaß an dem hatte, was es gerade machte. Es war so toll und unbeschreiblich schön. Meine Bemühungen, Santos gut auf die Aufgaben eines Wanderreitpferdes vorzubereiten, waren echt gelungen. Ich muss absolut keine Bedenken haben, ihn im Gelände zu reiten. Er ist einfach nur toll.

Eure Katja

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Kommentar von Carbonracer |

Zunächst muss ich der Katja absolut recht geben: sämtliche Anstrengungen (und glaubt mir, es waren welche) zielten genau darauf ab, eines Tages zusammen ausreiten zu können. Ich bin unglaublich froh über diese Chance. Katja hatte sämtliche Ausrüstung (Sättel, Trensen...) für diesen Moment bereit. Und zudem noch das wichtigste: zwei super reitbare Pferde. Und sie brachte die wichtigsten Attribute mit, mich auf diesen Tag vorzubereiten: sie hatte die Geduld, die Ausdauer und die didaktischen Fähigkeiten, mir innerhalb so kurzer Zeit alles Wissen und alle Fähigkeiten zu vermitteln, die nötig waren, um auf dem Rücken eines Pferdes neben ihr herzureiten. Ein unglaubliches Glücksgefühl - auch für mich!

Nachdem Katja ja schon damit begonnen hat, das Reiten mit meinem Hobby Nummer 1, dem Biken, zu vergleichen, möchte ich hier auch eine kurze Beschreibung des Reitens aus Sicht eines Mountainbikers hinterlassen. Wenn man vor einem Pferd - so klein Island-Paso-Mixe unter den Pferden auch sein mögen - steht, bekommt man, die 26Zoll-Carbonesel im Hinterkopf, doch etwas Respekt, wenn man das erste Mal aufsteigt. Die Gewissheit, in den weichen Sand der Reithalle zu fallen und die Gewissheit eines MTB'lers, dass so gut wie alle Verletzungen wieder verheilen können, hat mir vom ersten Moment an ein komfortables Gefühl auf Sena bereitet. Sie selbst, und damit meine ich ihren gutmütigen Charakter, hat ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen. Wann immer ich selbst für mich verwirrend wirkende Kommandos gegeben habe, hat sie versucht, eine halbwegs sinnvolle Reaktion darauf umzusetzen. Dank guter Schule (ich sagte ja bereits, dass Katja eine tolle Lehrerin war und ist) wurden derartige "Kommandos" aber auch schnell seltener. Eines Tages, und das war nach nur wenigen Reitstunden in der Halle, war ich dann offensichtlich weit genug, um auch einmal in freier Wildbahn unter Katjas (zu-Fuß-)Begleitung herauszufinden, dass einerseits ich gut zurecht kam und andererseits Sena dort viel leichter zu tölten war als im tiefen Sand der Halle. Ohnehin bekommt man in der Halle deutlich eher den Eindruck, dass Pferde sich tendenziell schwer tun, einen Koloss wie mich durch die Gegend zu tragen. Wie beruhigend für mich, dass ich dann doch dem weichen Hallensand die Schuld geben darf... :-)Jedenfalls ist Reiten sowohl gut als auch schlecht mit dem Biken vergleichbar. Die Ansprüche an Gleichgewicht, vorausschauende Beurteilung der Wegbeschaffenheit und die Interaktion des Reiters mit dem Fortbewegungsmittel sind schon gut vergleichbar. Darüber hinaus bekommt man aber auch weit vor dem ersten Aufsteigen mit, dass man es hier mit einem Lebewesen zu tun hat. Ein Pferd hat seinen eigenen Kopf, seinen eigenen Willen und manchmal seine eigene Idee davon wie die beste Reaktion auf die Umwelt auszusehen hat (Katja hat ja in ihren Berichten oft genug pferdefressende Folien u.ä. erwähnt). Das hat des öfteren "Diskussionen" mit dem Pferd zur Folge:

Pferd: "Da ist was!"
Reiter: "Na und? Weiter, weiter!"
Pferd: "Aber es ist vielleicht saugefährlich?!"
Reiter: "Ist es nicht! Bleib jetzt in deiner Spur!"
Pferd: "Nee"
Reiter: "Doch!"
[...]

Ihr wisst schon, was ich meine. Mit meinem Bike habe ich normalerweise nicht solche Diskussionen. Da mischt sich allerhöchstens mal die Physik ein und sagt: "Zu schnell" oder sowas. Aber da mag dann auch nicht so recht eine fruchtlose Diskussion aufkommen. ;-)
Naja, jedenfalls macht das Reiten einfach Spass. Trotz, oder vielleicht gerade wegen der anderen, der neuen Herausforderung. Und ich bin meinem Schatz unglaublich dankbar dafür, dass sie mir das ermöglicht. Danke, Katja!