Zwei Herzenspferde und ein Seelenhund

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Grosse Freuden, kleine Pannen

Mein größtes Abenteuer mit meinen Mäusen war unbeschreiblich aufregend. Aus verschiedenen Gründen: Ich plante diese 7-Tage-Tour selbst, ich erforschte teilweise unbekanntes Gebiet, ich ritt das erste Mal so richtig lange mit GPS Gerät, ich war ganz alleine auf mich gestellt, ich trug die volle Verantwortung für beide Pferde und musste wichtige Entscheidungen aus dem Bauch heraus richtig treffen! Das war nicht immer einfach. Aber deshalb war es ja auch ein Abenteuer. Also erstmal sind wir alle Drei wohlbehalten, gesund und fit wieder in unserem Heimatstall angekommen, was ja alleine schon ein Erfolg für uns war.

Insgesamt ritten wir in sieben Tagen (ein Tag Pausentag), also sechs reine Reittage, ca. 140 km. Drei Tage Hinritt, dann Pausentag und wieder drei Tage Rückritt. Von der Planung her war mein erster selbsterstellter Ritt recht gut zu reiten. Das einzige was ich hätte besser machen können, war, mich nicht zu sehr auf das GPS zu verlassen, sondern mir die Strecke mit Google Earth noch besser einzuprägen. Zum Glück hatte ich noch Ersatzbatterien dabei und konnte fast immer mit voll einsatzfähigem Akku reiten. Die Strecke ging vom Coburgerland durch den Naturpark Hassberge nach Massbach in Unterfranken, meine alte Heimat. Endstation war das Haus meiner Eltern.

Fliegende Steigbügel

Ich ritt ausschließlich meinen Santos und Sena lief mit Packtaschen als Handpferd mit. Das wollte ich auch die ganzen sechs Tage so beibehalten. Gleich am ersten Tag, nach wenigen Kilometern, übrigens bei bestem Reitwetter, passierten wir eine Schranke. Herumreiten ging nicht, auf keiner Seite. Durch meine unbeschwerte, euphorische Art war ich leicht unkonzentriert und schon passierte das erste Missgeschick: Ich stieg erst mal ab und ließ Sena an der Seite vorbeigehen. Ein sehr schmaler Durchgang, aber sie schaffte es, mit Packtaschen. Dann führte ich Santos vorbei. Ich machte den Fehler, dass ich die Steigbügel nicht über den Sattel legte. Sie baumelten sozusagen am Sattel. Santos blieb mit einem Steigbügel in der Schranke hängen, erschrak durch den Zug, der darauf kam.

Rückblick Vorbereitung: Hab ich auch alles eingepackt? Hufkratzer, Klappmesser, Ersatzzügel, Gebisslose Zäumung, Ersatzdecke, Salzleckstein, Futter, Seile, usw. Ihr wisst was man alles für einen Wanderritt braucht. Aber habt ihr schon mal daran gedacht, einen ERSATZSTEIGBÜGEL mitzunehmen. Also ich nicht!

Der Steigbügel BRACH! Er war nicht mehr zu gebrauchen. Er flog durch die Luft an mir vorbei und knallte auf den Boden. Der Steigbügelriemen war GANZ! Santos war ok, ihm ist nichts passiert. Nur hatte ich jetzt erst mal nur einen Steigbügel. Das hatte ich noch nie erlebt. Gut, ein Steigbügelriemen kann mal reissen, aber ein Steigbügel?! Ok, ich wurde eines Besseren belehrt. Wie gesagt: mein Fehler. Mein Mann brachte mir zum Glück im nächsten Dorf einen Neuen von Senas' Sattel mit und so konnte die Tour weitergehen. Bis wir in unserem schönen Quartier in Pfaffendorf ankamen, passsierten wir idyllische Dörfer im Coburgerland, machten die herrlichen Wälder unsicher und tölteten gemütlich auf fein geschotterten Waldwegen dahin. Mein Vertrauen zu Santos wuchs mit jeder Stunde und es genügte schon, am ersten Tag wohlgemerkt, ein kleines aufmunterndes "OK" von mir und er töltete an. Genauso toll ließ er sich mit einem "UUUUUnd Schritt" wieder durchparieren. Echt ein Traum. Senamaus lief natürlich total relaxt und freudig als Packtaschenhandpferd nebenher. Verlasspony! Wir erreichten Pfaffendorf und machten Station in unserem ersten Quartier. Eine wohltuende Pferdedusche und eine wundervolle kleine Koppel, nur für meine Beiden alleine, waren für uns alle Drei ein willkommenes Ziel an diesem Tag.

Immer diese Hassberge

Am nächsten Tag ging es in Richtung Unterfranken. Wir wollten Goßmannsdorf, in der Nähe von Hofheim in Unterfranken, errreichen. Wir durchquerten die schönen Wälder der Hassberge und ich konnte so langsam das Entspannen anfangen. Monstaalarm gab es eigentlich kaum (ab und zu ein kleiner Erschrecker, aber das wars) und Sena war sowieso in ihrem Element: LAUFEN! Sie genoss es sehr, dass ihr Sohn nun die Aufgabe übernahm, mich zu tragen. Sie liebt es, Handpferd zu sein. Das sieht man ihr an. Auch mein GPS machte seine Sache gut. Mein geliebtes GPS, ich war so unendlich froh, es dabei zu haben. Es war teilweise gar nicht so einfach, die richtigen Wege zu finden. Die Pferde wunderten sich manchmal, wenn wir in einen Weg einbogen und dann doch wieder einen anderen wählten. Aber sie machten es einfach mit. So tolle Mäuse. In einem sehr dichten Wald, kurz vor dem zweiten Ziel, hab ich mich echt total verritten. Ich fand den richtigen Weg einfach nicht. Ich versuchte andere, die laut GPS paralell dazu verliefen. Es war kein Durchkommen. Ich ritt wieder einmal zurück und blieb stehen. Ich stieg erst mal ab und überlegte. Meine Pferde waren so toll. Sie warteten einfach mit mir. Ich merkte, wie ein eigenartiges Gefühl in mir aufkam. Es war ein beklemmentes Gefühl. So ganz alleine, mitten in einem Wald der Hassberge. Also die Hassbergwälder erschienen mir zu diesem Zeitpunkt sehr gruselig. Ich besann mich dann doch und schaute mich um. Da entdeckte ich doch nach einiger Zeit den richtigen Weg, etwas oberhalb von uns. Ich war so was von erleichtert! Wir waren einfach zu weit unterhalb im Wald. Wir erreichten nach einiger Zeit unser schönes zweites Ziel, bei dem die Pferde einen Offenstall für sich beanspruchen durften. Auf diesem Hof führte die Besitzerin auch eine Labrador-Hundezucht. Ich sah tolle Hunde herumflitzen und erfreute mich an Ihnen. Aber dazu später mehr. Meine Mama holte mich ab. Ich durfte meine alte Wohnung beziehen. Ich freute mich auf den nächsten Tag, wenn auch die Pferde hier sein durften, am Waldhaus, wie ich es immer nenne!

Massbach, wir kommen

"Massbach, wir kommen"... rief ich laut von Santos Rücken aus im Galopp in die offene Prärie. Voller Freude dem Ziel entgegen, am dritten Tag, war alle Aufregung in den "Hassbergerischen Wäldern" vergessen. Ich ritt ohne GPS, da wir mir bekannte Wege streiften, ich mich also auskannte. Ein ganz anderes Reitgefühl kam in mir auf. Ist schon sehr unterschiedlich, ob man die Reitstrecke kennt oder nicht! Wir passierten alt bekannte Dörfer in Unterfranken und erfreuten uns am herrlichen Wetter. Durch unsere "Heimatwege" ging es Richtung Schalksberg, zu dem Haus meiner Eltern. Ich ließ Santos' Zügel ganz lang und wollte so ausprobieren, was passierte, wenn wir das Tor passierten. Ich konnte es nicht glauben: Er blieb stehen, als ob er sagen wollte: "Ja, also da müssen wir rein, das kenn ich noch!" Sena kannte das alles, war klar. Als Handpferd schließt sie sich immer Santos an und geht daher wenig ihren eigenen Weg. Somit ist Santos, wenn er das Reitpferd ist, das Führungspferd. Aber dass er den Eingang noch kannte, war schon erstaunlich. Schließlich war er nur als Fohlen ein paar Mal am Haus, nach seinem Einreiten und vor meinem Unzug nach Coburg. Ich fand es so toll, dass auch er einfach am Tor anhielt und hinein wollte. Freudig wurden wir von Mali (Golden Retriever Hündin meiner Mutti), Mama und Papa begrüßt. Die Pferde machten sich gleich über den saftigen Klee her, der im Wald wuchs. Heu war auch schon bereit zum Verzehr, so wie ein schön eingezäunter Waldpaddock für die Mäuse. Es war geschafft. Ich war so glücklich!

Relaxing Ponys@Waldhaus

Wunderschönster Pausentag, den ich je erlebt habe. Na ja, wie kann es auch anders sein. Im Elternhaus wird man ja immer verwöhnt. Aber auch noch die Pferde am Haus zu haben war so unbeschreiblich schön. Bei leckerem Kuchen und Kaffee machten wir es uns gemütlich. Die Pferde bekamen Heu und Müsli und genossen bei herrlichstem Sonnenschein ihren "Waldpaddock". Nach einiger Zeit legten sie sich auf den Waldboden und ruhten sich richtig aus. Das war so schön anzusehen, wie sie es sich gut gehen ließen. Ich hatte das Gefühl, dass sie genau wussten, dass Pausentag war. Hach meine Mäuse... ich bin so unglaublich froh, sie zu haben.

"Irgendwann mal"... hmm, alles klar, Katja!

Super ausgeruht machten wir uns am nächsten Tag wieder auf den Rückweg. Ich ritt weiter ohne GPS, da ich die Wege jetzt kannte und außerdem meine Pferde selbst den Weg noch zu kennen schienen. Wir passierten Santos' Geburtsort Altenmünster und statteten dem Besitzer des Hofes einen kurzen Besuch ab. Dieser freute sich riesig und konnte es nicht glauben, dass ich alleine von Coburg hierher geritten war. Ich meinte nur, dass ich doch meine Pferde dabei hätte und gar nicht alleine bin. Wir verweilten einen kurzen Moment, schwelgten in Erinnerungen an ein kleines, dünnes Föhlchen, das da in der Box lag und ritten dann weiter in Richtung Ellertshäuser See, unserem alten Reitgebiet. Die Pferde genossen es, ins Wasser zu gehen und zu plantschen. Nach vielen schönen, bekannten und wunderbaren Feldwegen kamen wir wieder in Goßmannsdorf an. Die Ponys kannten schon ihren schönen Offenstall und freuten sich auf ihr Quartier. Wieder waren die süßen Hunde da und flitzten herum. Sie gefielen mir immer besser. Ich erinerte mich an die Zeit vor vielen Jahren, als ich noch meine Hündin Nele hatte. Sie war auch immer, zumindest in jungen Jahren, beim Reiten mit Sena dabei. Der Wunsch nach einem neuen Hund war noch nie so ausgeprägt gewesen, wie in diesen Tagen. Als ich die Züchterin traf, meinte ich zu ihr, sie könne mich irgendwann mal anrufen, wenn sie mal wieder Welpen hätte. Sie meinte nur, dass sie gerade welche da hätte. Meine Mama kam gerade, um mich abzuholen. Da meine Mama auch Hundeliebhaberin ist, schauten wir uns die Kleinen halt mal an. Ja klar, nur anschauen. Ich meinte ja irgendwann mal, das bedeutet bei mir so viel wie in ein, zwei Jahren. Bedeutet es ja! Nun gut, Bedeutung und Realität sehen manchmal anders aus. Von einem Wurf waren noch zwei Hündinnen da, die noch nicht vermittelt wurden. Mir gefielen beide gut, aber die eine war etwas zurückhaltender und ruhiger als ihre Schwester. Sie hieß Angel. Und sie war eindeutig mein Hund!

Katzenmensch mit Hund?

Wie bringt man seinem zwar echt lieben und verständnisvollen, aber durchaus katzenverrückten Mann bei, dass in zwei Tagen "mein Hund" nach Hause kommt? Ähm, ja, über diese Frage konnte ich nun den ganzen schönen Reittag nachdenken. Auf einem total lieben und relaxten Bubi überlegte ich mir, wie ich das wohl anstellen könnte. Für mich stand fest, dass ich Angel ein Zuhause geben wollte. Nach sechs hundelosen Jahren war ich wieder bereit, eine Angel zu haben! ;-) Außerdem stand fest, dass ich sie morgen schon holen wollte! :-D Nun ja, unsere Katzen sind jetzt nicht gerade einfache Wesen... aber andererseits, welche Katze ist schon einfach, ne? Lange Rede, kurzer Sinn: Andreas willigte schließlich (so gut wie) ein ;-) und ich konnte Angel holen. Nur wann ich sie holen wollte, das wusste er noch nicht!

Engelsgleich

Nachdem wir entspannt und erholt in Pfaffendorf wieder angekommen waren, freuten wir uns auf den letzten Tag, Richtung neue Heimat. Eigentlich der schönste Tag für mich, ausgenommen der Tag der Ankunft bei meinem Elternhaus. So Richtung Heimatstall zu reiten, ist für die Ponys wirklich toll. Sie kennen jeden Weg und freuen sich sichtlich über jeden Kilometer, den sie hinter sich lassen können. Ihre Herde ruft, auch wenn wir das nicht hören können. Voller Freude tölteten wir auf jetzt wohlbekannten Wegen dahin. Voller Freude blickte ich diesem Tag entgegen, in der Hoffnung, meinen Hund heute abend noch holen zu können. Aber ich war auch voller Freude und Stolz, den ich für meine Mäuse empfand. So ein langer Ritt, so viele Hindernisse, so viele Herausforderungen... alles haben sie perfekt gemeisterst. Ein wahres Glücksgefühl überkommt mich, wenn ich an diesen Ritt zurückdenke. Zuhause angekommen wurden sie überschwenglich von ihrer Herde begrüßt. Nachdem ich sie ausgiebig versorgt hatte, zählte Santos erst mal seine Stuten durch, wie das so seine Art ist. Sena lief erst mal gemütlich über die Weide und schaute, wo es noch etwas Fressbares gab. Ja, Beide waren immer noch die Alten! Ganz eindeutig! Wir waren zeitig am Nachmittag angekommen, so dass noch genügend Spielraum war, meinem Andreas zu sagen, dass ich gerne Angel holen wollte: Jetzt! Nach, na ja sagen wir mal, einer längeren Diskussion waren wir schon nach Goßmannsdorf unterwegs. Als wir Angel nach Hause brachten, verhielt sie sich wie ein wahrer Engel den Katzen gegenüber. Sie war zurückhaltend und vorsichtig. So gab sie den beiden Raum und Zeit, sich an sie zu gewöhnen. Engelsgleich! Zum heutigen Zeitpunkt kann ich sagen, dass wir einen ganz tollen Hund haben, der wunderbar mit unseren Katzen zusammenlebt. Sie machen Nasenkontakt, ohne Fauchen oder Brummen und respektieren sich gegenseitig. Und... mein Katzenmensch liebt seinen Hund!

Hmm, alles klar, Andreas!

Retriever sind ja Apportierhunde und bringen leidenschaftlich gerne Dinge zurück, wie z. B. einen Dummy oder Ball. Aber manchmal bringen sie auch Glück und Freude im Herzen des Frauchens wieder! Und darüber bin ich sehr dankbar!

*Habt Freude mit Eueren Pferden*

Eure Katja

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Kommentar von Karin |

Wunderbar!